Sophia Beli
Autorin


Ziele

In den letzten fünf Jahren habe ich mich wirklich ausführlich mit meinen Zielen beschäftigt. Wie wichtig eine Zielsetzung ist und was mit uns passiert, wenn wir aufhören zu träumen. Allerdings muss man meiner Meinung nach dabei zwei verschiedene Arten von Zielen unterscheiden. Denn die einen können wir beeinflussen, die anderen nicht. Oder ist doch alles in uns verankert?


Träume und warum sie wichtig sind

Meine Phantasie ist grenzenlos. Was ziemlich romantisch klingt, kann auch mal tückisch werden. Denn in meinem Kopf sind immer zehn Erklärungen, warum dies oder das passiert (obwohl es noch nicht einmal geschehen ist).

Aber ich glaube, dass meine grenzenlose Art zu träumen, mir auch ermöglicht hat, mein erstes Buch zu schreiben. Warum auch nicht? Immerhin hatte ich die Geschichte zu dem Liebesroman in meinem Kopf, ich musste nur noch die richtigen Worte in die richtige Reihenfolge bringen und dabei beim Leser Emotionen auslösen. Kleinigkeit, nicht wahr?

In die Bücher, die ich unter dem Pseudonym »Paula Herzbluth« geschrieben habe, floss immer eine unbändige Freude mit ein. Es hat mir richtige Erfüllung geschenkt, die Personen zum Leben zu erwecken, sie ihre Fehler machen zu lassen und dabei zuzusehen, wie sie immer eine Lösung finden. Denn davon bin ich überzeugt. Wir sind alle nicht perfekt, was bedeutet, dass wir Fehler machen. Das Wichtigste im Leben ist doch, dass wir wieder aufstehen und weitermachen. Doch wie willst du das machen, wenn du nicht einmal weißt, wohin deine Reise geht?

Also habe ich mich in vielen Stunden hingesetzt, habe mir aufgeschrieben, wovon ich träume. Alle noch so unrealistischen Träume sind auf das Papier geflossen. Jede noch so kleine Stimme des Zweifels habe ich überhört, habe mir erlaubt »wild, frech & wunderbar« an meine Zukunft zu glauben. Denn wenn alles möglich wäre, was würde ich dann tun? Oder was würde ich tun, wenn ich schon im Vorfeld wüsste, dass ich nicht scheitere? Frag dich das unbedingt einmal.

Vor einiger Zeit hatte ich mal gelesen, dass wir uns viel zu selten die richtigen Fragen stellen. Aber ich bin davon überzeugt, dass die beiden Fragen in diese Kategorie fallen. Denn sie ermöglichen dir, Freude für Dinge zu empfinden, die noch nicht einmal existieren – nur in deinem Kopf. Aber wie fantastisch ist das denn, oder?

Als ich mich Anfang des Jahres hingesetzt habe und noch einmal eine Liste gemacht habe, was ich erschaffen möchte (Arbeitstitel: Ziele für 2025), habe ich begriffen, dass ich keinen Verlag oder eine Agentur finde, wenn ich mich dort nicht bewerbe. Logisch, oder? Und doch habe ich wieder vier Jahre gebraucht, um diese Erkenntnis zu bekommen.

Also habe ich direkt nach der Fertigstellung von »Tochter der Eiswasserhöhlen« ein Buch geschrieben, mit dem ich mich direkt bei Verlagen beworben habe. Dabei habe ich die zweifelnden Stimmen im Außen gehört, die gesagt haben: »So funktioniert das nicht. Man bewirbt sich nicht bei einem Verlag. Schon gar nicht, wenn du keine Follower auf Social-Media hast.« Aber ich habe es trotzdem gemacht. Falls du dich fragst, warum ich das gemacht habe – das habe ich mich übrigens auch schon oft gefragt, weil mein persönlicher Preis sehr hoch war –, muss ich ehrlich zu dir sein: Ich weiß es nicht. Tief in mir habe ich eine Gewissheit, dass ich meine Ziele erreiche. Woher dieses Vertrauen kommt und ob es Naivität geschuldet ist, weiß ich nicht. Aber ich mag diese Zuversicht, denn sie trägt mich auch durch dunkle Zeiten.


Charakterzüge

Ich glaube, ich war schon immer zielstrebig. Wenn ich mir etwas vornehme, dann setze ich das auch um. Dafür bin ich bereit, auch Zeiten durchzustehen, die an meiner Substanz zehren und mich zweifeln lassen. Zwar würde ich immer behaupten, dass ich ein kopflastiger Mensch bin, der immer alles durchdenkt, gleichzeitig muss ich aber auch eingestehen, dass ich oftmals für andere irrational handle.

Ich wollte einen bestimmten Notenschnitt bei Abitur erreichen, also habe ich genug gelernt, um das zu schaffen. Ich wollte Steuerberaterin werden (Hahaha), also habe ich erst eine Ausbildung als Steuerfachangestellte, danach den Steuerfachwirt gemacht, den man für die Steuerberater-Prüfung vorweisen muss, wenn man nicht studiert hat. Danach haben sich meine Ziele verändert. Plötzlich wollte ich lieber ein Buch schreiben, also habe ich auch das gemacht. Und viele weitere Ziele habe ich zwischendurch auch erreicht …

Heute will ich einen Verlag finden, der an mich und meine Bücher glaubt, und ich möchte einen langfristigen Partner, in Gestalt eines Literaturagenten, an meiner Seite. Warum sollte ich das also nicht erreichen?

Weil die Wahrscheinlichkeit gering ist? Gut, diesen Punkt könnte man anbringen. Aber ich vertraue trotzdem darauf, dass ich an mein Ziel gelange.

Denn ich kenne meine Fähigkeiten. Ich bin bereit, dazu zu lernen und mich zu verändern – solange es meinen Werten entspricht.

Ist es dann wirklich Naivität, wenn ich an meine Ziele glaube, die nicht wirklich in meiner Hand liegen? Oder liegt es viel eher in der Art, wie ich damit umgehe? Dass ich bereit bin, meine Ziele anzupassen? So wie ich es bei dem Ziel als Steuerberaterin gemacht habe.Wer weiß, was ich morgen möchte? Niemand. Aber ich weiß, was ich heute will. Dafür kann ich jetzt losgehen.

Ist es da wirklich verwunderlich, dass ich mich nach der Fertigstellung von Theas Geschichte hingesetzt habe, um ein Buch für Verlage zu schreiben und danach ein weiteres Werk, das ich nur für Agenturen erstellt habe? Ich hätte auch direkt den dritten Teil der Silberhaarwald-Reihe schreiben können. Aber was wäre die Konsequenz gewesen? Vermutlich wäre ich am Ende des Jahres enttäuscht von mir gewesen, weil ich nicht einmal versucht hätte, einen Verlag und einen Agenten zu finden. Wieso hätte ich das hinnehmen sollen? Denn grundsätzlich enttäusche ich mich eher ungern.

Kommt hier meine Zielstrebigkeit zu tragen oder liegt es in dem Vertrauen, dass ich alles erreiche, was ich möchte?

Haben sich Verlage oder Agenturen bisher positiv zurückgemeldet? Nein! Hält es mich auf, von meinem Ziel zu träumen oder an meinem Können zu zweifeln? Manchmal. Aber das ist in Ordnung, weil diese Tage nicht überwiegen. Eben weil ich einfach darauf vertraue, dass das Leben immer für mich passiert.

Ich liebe die Bücher, die ich schreibe. Ich feiere jeden Tag mehr, was ich tue, und ich empfinde so viel Freude dabei. Was ist daran verkehrt?

Vielleicht der Preis, den man für die Erreichung seiner Ziele zahlt?


Ziele und ihre Preise


Wie gesagt: In den letzten Jahren habe ich mich mehr und mehr mit meinen Zielen beschäftigt. Das hatte zur Folge, dass ich mich verändert habe. Obwohl ich denke, dass wir uns alle immer verändern. Manchmal sind diese Schritte bloß nicht so deutlich, haben nicht unbedingt Konsequenzen. Aber manchmal verändert uns das neue Wissen so sehr, dass wir anders handeln als sonst.

Seit ich denken kann, wollte ich schon immer gefallen, habe gelernt, mich anzupassen, um möglichst unter dem Radar von allen relevanten Personen zu fliegen. Ich habe Dinge gemacht, weil meine Jugendfreunde sie gemacht haben. Ich habe eine Ausbildung gemacht, weil man das eben von mir erwartet hat.

Dann bin ich mit meinem »bestellten« (hier geht es zum Blogbeitrag) Mann zusammengekommen. Durch ihn habe ich viel darüber gelernt, dass es gleichgültig ist, was andere von dir denken. Mein Sternzeichen ist Steinbock. Sturheit ist ein Teil meiner Natur. Also habe ich mit ihm gestritten, diskutiert und ihm gesagt: »Das man sich nicht so verhält. Wir müssen da oder dort hin, weil es das ist, was alle tun.«

Heute lache ich darüber und kann nur mit dem Kopf schütteln.

Unsere Gesellschaft ist kaputt. Wieso wollte ich wirklich so sein, wie alle anderen?

Vermutlich schweife ich ab.

Aber ich glaube, dass mein Mann mit seiner Einstellung bereits einen Grundstock in mir angelegt hat. Einen Bereich, der bereits viel früher darüber nachgedacht hat, was passiert, wenn ich nicht so handle, wie andere es erwarten. Was ist, wenn ich eine Liebesgeschichte schreibe und das Paar auch ins Schlafzimmer verfolge? Was sagt meine Familie, meine Freunde? Schlimmer noch: Was denken irgendwelche Bekannte?

Wenn ich heute auf diese Gedanken zurückschaue, schüttle ich den Kopf. Ich begreife immer mehr, wie sehr ich mich selbst damit eingeschränkt habe. Wie wenig ich zu mir gestanden habe. Schockierend!

Und da ist sie dann doch: die Enttäuschung.

Aber es ist Zeit, mir das zu vergeben. Ich habe mich verändert. Denn ich bleibe mir und meinen Werten treu. Das bedeutet auch, dass ich zwei Bücher schreibe, die nicht zu dieser Reihe gehören. Das bedeutet auch, dass sich manche Menschen von mir abwenden, weil ich mich verändert habe und mich plötzlich völlig egoistisch verhalte.

Aber verhalte ich mich wirklich selbstsüchtig, wenn ich für meine Ziele losgehe? Ist es wirklich verwerflich, seine eigene Cheerleaderin zu sein und an die Träume zu glauben, die mich überhaupt hierher gebracht haben?

Wen interessiert es, solange es für mich Sinn ergibt und ich es wirklich vertreten kann? Oder ist das nur ein weiterer egoistischer Gedanke …?

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Hier schreibe ich noch einmal, warum nicht alle Fehler schlimm sind ...

Fehler sind Helfer

Im Buch "Tochter des Silberhaarwaldes" verändert Vianna auch ihre Ziele. Ob es daran liegt, dass ich es schon unbewusst gewusst habe?

Tochter der Silberhaarwaldes